schlüpfende Küken

Heute Abend kommt in der WDR-Lokalzeit Südwestfalen ein Beitrag zum Thema Igel, wo ich drin vorkomme. Sollte der Link zu dieser Seite genannt werden, kann es zu längeren Ladezeiten oder Ausfällen kommen! Die Sendung beginnt um 19:30 Uhr.

Kannibalismus im Nest - Ende mit Schrecken in der Wildvogelstation

Ich bin ja kein Freund von reißerischen Headlines ‚ala „BILD“ aber ich wüsste jetzt nicht, wie ich das Geschehene kompakt aber inhaltlich passend  beschreiben soll…

 

Auch heute gab es wieder Szenen wie aus einem Horror-Film im Nistkasten an unserer Firma zu sehen. Schon gestern Abend lag schonwieder ein totes Küken im Nest und in der Nacht starb noch ein Weiteres. Es kam was zwangsläufig passieren musste: Die Meisenmutter fing nach ein paar Versuchen, die toten Küken aus dem Nest zu befördern, wieder damit an sie zu zerstückeln und auszuhöhlen.

 

Gegen 7:05 Uhr war es eigentlich ein Gemetzel bei dem Sie Innereien, Gedärm und Konsorten neben dem Nest platzierte und den Vogel wortwörtlich abgeschossen hat eine Szene gegen 7:06 Uhr – da fütterte sie das eine noch lebende Küken mit Innereien aus dem toten Küken daneben! Das sind Aufnahmen, die ich „so“ noch nie gesehen habe und gerne auch nie gesehen hätte. Aber so ist das in der freien Natur!

Da der Tod des letzten Kükens eigentlich als sicher zu betrachten war, wollte ich nicht einfach zuschauen und es da krepieren lassen. Es musste eine Lösung her!

Räumung des Nistkastens und Übergabe an Wildvogelstation in Waldbröl

Ich habe zunächst gegen 10 Uhr versucht, eine Wildvogelhilfe in meiner Heimatstadt Siegen anzurufen. Doch keine Chance, es ging keiner ran. Klassischer Fall von „Telefon nur zum Haareschneiden“ – Frust!

 

Dann wurde mir im Chat der Tipp mit der Facebook-Gruppe „Wildvogelhilfe Notfälle“ gegeben und ich trat direkt bei.

Da gibt es einige Experten und alle waren sich einig: Das verbleibende Küken musste gesichert werden da es unter den gegebenen Bedinungen ziemlich sicher auch sterben würde. Nun fand sich zügig eine Wildvogel-Päpplerin in Waldbröl. Waldbröl ist leider nur fast 60 km entfernt und ob es die Fahrt überleben würde, war fraglich. Doch ich wollte es wenigstens versuchen! Ich ging also runter in die Firma um den Nistkaste zu räumen. In einem Kochtopf mit Wärmflasche, Handtüchern usw. baute ich gemäß der Anleitung der Vogelgruppe ein „Behelfs-Nest“. Dank des Topfs war es auch noch transportabel 🙂

 

Nun zwischen Tür und Angel die Adresse ausgetauscht und los ging die Fahrt! Während der Autofahrt sperrte das Küken hier und da mal,.

Als ich angekommen war, wurde das Küken direkt übergeben und begutachtet. Zu meiner Überraschung war das Küken ganz gut im Futter – es war definitiv kein Futtermangel! Der wahre Grund offenbarte sich aber bei genauerem Hinsehen: Saugwürmer! Das sind äußere Parasiten, die Blut saugen und in der Gesamtzahl so viel, dass das Küken praktisch leergesaugt wird – ähnlich einem Verbluten!

Die Pflegerin gab dem Küken neben einer Spritze mit einer Nährlösung (unter die Haut) auch Futter mit einer nadellosen Spritze über den Schnabel – es sperrte zudem auch! Nach der Erstversorgung kam es direkt in den Inkubator wo passende Bedingungen herrschen. Sie betreute auch weitere Küken in weiter vorangeschrittenen Entwicklungsstadien.

Am Ende war der Schritt mit dem Eingriff wohl der Richtige!

 

Nun ist der Nistkasten geräumt, gesäubert und wieder bereit für eine neue, hoffentlich erfolgreichere Brut. Hoffen wir, dass das Schicksal den anderen Bruten erspart bleibt.

 

WARNUNG: Das Video ist harter Tobak und wieder nichts für zarte Gemüter! Das Video enthält aber auch nochmal eine Inhaltswarnung vorab!

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30 Antworten

  1. Vielen Dank für deinen Einsatz und die Rettung von dem letzten Küken! Hoffentlich kann es nun gut wachsen und als gesunder Vogel in die Freiheit entlassen werden. Bekommst du Rückmeldung von der Auffangstation?

  2. Ich finde es total toll, dass du dem Küken noch eine Chance gegeben hast. Ich hoffe auf ein gutes Ende. Vielen Dank für dein beherztes Eingreifen!

  3. Es war wirklich eine gute Entscheidung!
    Die armen Küken, dann hatten sie ja gar keine Chance.
    Ich bin echt ziemlich erschüttert über diesen ganzen Ablauf.
    Sch…Parasiten!

    Unsere Kohlmeisen sind heute ausgeflogen und ausgerechnet diese Nacht soll es nochmal recht kalt werden bevor es die Temperaturen dann wieder ansteigen.
    Eine kleine Meise sitzt bei mir im Hofgarten in einem Busch, aber wird sehr oft von beiden Eltern gefüttert.
    Ich habe eine kleine Kiste mit Heu seitlich in die Nähe gestellt, vielleicht findet es dort heute Nacht etwas Wärme.
    Die Geschwister sind auf und davon, irgendwo.
    Und es lagen 2 tote Küken im Nest, voll befiedert aber etwas kleiner als Ästlinge. Verhungert können sie nicht sein, bei uns war es nur immer mal kurz kalt und die Eltern haben wirklich beide gefüttert wie bei der Berliner Luftbrücke.
    Tja, Natur ist auch traurig, aber du konntest eines retten und das wird hoffentlich groß und gesund.

  4. Das ist wirklich eine traurige Brutzeit, und ich hoffe sehr, dass das letzte Küken durchkommt. Toll, dass du gefahren bist.
    Die Glatze war der erste Hinweis, oder?
    Hoffen wir, dass es den Küken der zweiten Glatze nicht auch so ergeht🙏🏻.

  5. Einmal konnte ich das schon live erleben bei Dir, dass die Mutter ein totes Küken angehackt hatte. War letztes oder vor zwei Jahren. Schon übel, aber Natur. Das mit den Parasiten ist ja voll mies. Hat die abnehmende Stelle des überlebenden Kükens gesagt, ob das öfter vorkommt?
    Das Wetter und damit die Versorgungslage wird jetzt besser werden. Ende Mai, irre… Ansonsten habe ich hier schon Anfang April Bruten gesehen.
    In jedem Fall gebührt Dir großes Lob, dass Du eine solch weite Fahrt auf Dich genommen hast! Spricht für Dich und Deinen Charakter. Guter Mann!

  6. Ich hab das „Gemetzel“ heute früh live gesehen. War wirklich kein schöner Anblick vor dem ersten Kaffee. 🙈
    Ich bin nur froh das die Facebook- Gruppe dir so schnell helfen konnte. Jetzt hoffen wir mal das Beste.
    Danke für deinen Einsatz. 👍🏼

  7. Ich gucke das erste Mal per Kamera in einen Nistkasten. Und habe noch nie eine Brut vom Anfang bis zum Ende erlebt. Das alles hat mich sehr berührt. Ein Verhalten der Vögel, welches mir bisher unbekannt war. Drama pur! Nicht zu vergleichen mit Tierfilmen. Dadurch das ich das alles so lange live erlebt habe, waren mir die Vögel viel näher. Ich werde mich auch weiterhin viel mehr mit Meisen beschäftigen, die Blaumeisen mag ich besonders.
    Vor Deinem Einsatz Alexander habe ich viel Respekt. Auch Deine Berichte sind sehr authentisch und berührend. Danke! Einfach toll!

    1. Danke für dein Lob und die Anerkennung! Ich lege Wert auf eine authentische, realitäsnahe Dokumentation mit ihren Sonnen und auch Schattenseiten. Natürlich soll sich niemand „Horrorfilmchen“ ansehen, wenn das Gemüt dafür nicht gemacht ist. Darum werden Inhaltswarnungen gesetzt 🙂

      1. Das ist so gut von dir, ich bin froh, dass ich deine Arbeit aus der Ferne durch deine Beiträge mitbekommen darf. Danke für die Triggerwarnung, wichtiger Hinweis. Mach bitte weiter so, wenn du es von deiner Zeit her einrichten kannst!

  8. Hoffentlich kommt es durch. Ich drück die Daumen.
    Leider ist meine Meise die aus dem Nest gefallen war (meine Email) inkl. ihrer Geschwister auch gestorben. Sie langen am nächsten Tag alle tot im Kasten. Ich weiß nicht ob die Eltern gestorben sind oder ob es doch zu viel der Aufregung war mit dem Kükenausflug so das die Meisen das Nest aufgegeben haben. Oder sie hatten auch Parasiten? Wer weiß. Es kam so plötzlich. Einen Tag zuvor war noch alles super. Beide Eltern fütterten andauernd.
    Nun ja. Jetzt bin ich dabei den Nistkasten zu säubern. Hast du dazu einen Tipp?

    1. Vllt sind die Eltern gestorben oder der Nachbar hat die Chemie-Keule ausgepackt und es wurde vergiftetes Futter verfüttert… Am besten Kasten komplett räumen, alles blank schrubben/kratzen und ggf. einmal mit kochendem Wasser ausgießen, – keine Reinigungsmittel verwenden bitte 🙂

  9. Oh menno, das hätte ich auch nicht erwartet
    Meine Meisenmutti wurde von der Katzte gefressen und der Papps hattest allein nicht geschafft, erfroren sind die nach und nach😢
    Ich habe alles für eine neue Brut vorbereitet und werde gespannt darauf warten😉

    1. Deswegen hasse ich Freigänger-Katzen… Bei meinen betreuten Kästen hatte ich zwar noch nicht nachweisebar einen solchen Fall aber schon Attacken am Vogelhaus vor laufendem Stream… Beim nächsten Mal vielleicht eine Wildvogelstation versuchen zu kontaktieren – mit etwas Glück können die Küken gerettet werden! Angesichts der sinkenden Singvogelbestände zählt hier jedes Küken das durchkommt…

  10. Tausend Dank für den Einsatz! Ich würde mich sehr über Updates freuen, wie es dem verbleibenden Küken geht.
    Bei mir sind gerade heute die Blaumeisen-Küken ausgeflogen, ich vermisse das Gepiepse aus dem Nistkasten jetzt schon 🙂

    1. Danke für das Lob 🙂 Ich werde da auf jeden Fall mal von berichten! Wenn deine draussen sind, räume den Kasten direkt und mit etwas Glück gibts eine zweite Brut! Wenn das Nest neu gebaut werden muss, gibt es auch weniger Ungeziefer im Nest, welche – wie wir hier erleben mussten – den Küken stark zusetzen kann.

  11. Dieses Geschehen hat mich echt runtergezogen, auch wenn es Natur ist.
    Mein Kleiner war heute um 5.00 schon nicht mehr in meinem Hofgarten, habe alles abgesucht. Ich glaube nicht, dass er so früh über die hohe Mauer ist. Seine Eltern kamen stundenlang und haben ihn gesucht und gesucht, hatten immer Futter dabei, haben auch immer wieder in den Kasten geguckt. Als sich Herr Meise mit dicker Raupe 1m vor mich gestellt und mich herzzerreissend angepiept hat, musste ich heulen und weg. Wie schafft ihr es denn, damit umzugehen?

    1. Liebe Andrea,
      in meinem Fall…gar nicht. Ich füttere seit vielen Jahren ganzjährig, habe auch diverse Nistkästen und beobachte Vögel sehr intensiv. Es zerreißt mir jedes Mal das Herz, wenn Eltern ihre verschwundenen Kleinen suchen. Sie suchen immer wieder an den Stellen, wo der Kleine gewesen ist und piepsen völlig verzweifelt rum. Vor wenigen Tagen habe ich mich gefreut, dass erste Jungstare ausgeflogen waren, was ja nicht zu überhören ist. Am gleichen Abend beobachtete ich, wie eine Elster ihnen im Flug nachjagte. Ausserhalb der Brutzeit mag ich Elstern, aber ich weiß, was sie anrichten können. Nur so etwas hatte ich noch nicht gesehen. Am nächsten Morgen fand ich nahe der Tränke am Ende des Gartens einen Jungstar ohne Kopf und an der Brust gerupft. Freigänger-Katzen sind nach wie vor die schlimmsten (da vermeidbare und nicht zur Natur gehörenden )Feinde, aber in dem Fall war es wohl die Elster. Sie attackieren oftmals, wenn sie selbst ein Nest in der Nähe haben. Nach nur einem Tag ist nur ein kleiner Star von 3 oder 4 übrig geblieben, das bricht mir das Herz für die Kleinen und die Eltern. Ist einfach so, ich werde mich nie daran gewöhnen und immer wieder trauern.

  12. Das berichtet mir auch ein Freund. Im Frühjahr sieht und hört er bei sich noch viele Singvögel, aber im Sommer läßt es gewaltig nach. In seiner Gegend (viele hohe Häuser) gibt es viele Elstern. Er hat mir erzählt, daß er gesehen hat, das mehrere Elstern auf eine Taube losgingen und ihr die Federn ausgerupft haben.
    Ich frage mich, wie man Ästlinge schützen kann? Wenn sie auf dem Boden sitzen, Käfig (z.B. alter Fahrradkorb) drauf? Eltern können es füttern, und Katzen und Elstern kommen nicht dran. Hoffentlich. Ich wundere mich mittlerweilen, daß überhaupt noch ein paar Junge es schaffen, erwachsen zu werden.

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